Bodenseeradtour 2017

In 80 Tagen um die Welt – in 5 um den Bodensee.

Ahoi! Bis kurz vorm Startschuss war unklar, ob wir mit dem Rad fahren können, aber sind wir mal ehrlich: so eine Seeumrundung macht ja irgendwie nur Spaß, wenn man’s sich selbst erradelt und die Strecke nicht mit dem Zug zurücklegt. Zugstunden haben wir am Anreisetag von Heidelberg nach Konstanz sowieso schon genug gesammelt, es war recht voll und wir waren nicht die einzigen mit Rad, Satteltaschen und identischen Jack Wolfskin Jacken…

In Konstanz hatten wir eine schöne Airbnb Bleibe, aber leicht Pech vom Wetter: kaum waren wir da, hat’s angefangen zu regnen. Sei’s drum, wir haben das Beste daraus gemacht und uns mental auf den bevorstehenden Radtag vorbereitet. (das heißt: wir haben den Abend im Brauhaus “Joh. Albrecht” beendet. Lecker Bier, lecker Essen, was will man mehr? )

Am nächsten Tag sind wir im dichten Nebel los runter zur Fähre. Wir mussten uns krankheitsbedingt etwas schonen und haben deshalb die Rentnerfähre nach Überlingen genommen. So waren’s plötzlich nur noch halb so viele Kilometer und leicht machbar. Sehr schön waren Meersburg und auch unsere Unterkunft etwas oberhalb von Immenstaad. Ich hab zum ersten Mal in so einem Boxspringbett geschlafen und ich glaub ich will auch mal sowas haben.

Nach einem Cowboykaffee stand am 3. Tag dann Österreich auf dem Plan. In aller Herrgottsfrühe haben wir unsere Satteltaschen gepackt und sind in der Morgensonne das wahrscheinlich schönste Stück vom Bodenseeradweg entanggegondelt: Friedrichshafen, Langenargen, Lindau – das ist schon alles sehr malerisch dort und beglückt mein romantikaffines Rentnerherz!

Das war übrigens auch der einzige Tag, an dem es richtig voll war auf dem Radweg. Dass ich in Bregenz niemanden von der Uferpromenade gerissen habe, erscheint mir im Nachhinein immer noch wie ein Wunder. Bregenz selbst? Ja, kann man mal machen… Lag vielleicht am guten Wetter, aber mit den tausenden Leuten war mir persönlich das alles etwas zu voll. Dort hatten wir übrigens auch das einzige Hotel auf der Tour und gleich Glück, weil wir als Upgrade in ein “romantisches Turmzimmer” verfrachtet wurden. Steffi war happy und ich musste gleich den Ausblick auf die alten Schraddelhäuser gegenüber zeichnen.

Leider etwas zu kurz gekommen: die Oberstadt von Bregenz. Da ist’s anscheinend schöner, wir waren jedoch nur kurz da.

Montag (Feiertag!) war richtig mieses Wetter gemeldet. Also so Wetter, wo man normalerweise sagt: “Radfahren? Heute?! My ass….!” und sich gemütlich auf der Couch wieder umdreht. Tja, da haste dann halt gelitten, wenn du so eine Tour machst. Also sind wir wieder früh los, um dem Morgengewitter zu entgehen. Hätte auch fast geklappt, aber wir sind dann trotzdem drei Stunden durch heftigen Gegenwind im Rheindelta in die Schweiz gestrampelt, wo es dann auch fester zu regnen angefangen hat.

Aus der Not eine Tugend machen, Hundescheißeaufsammeltüten um die Füße schnallen und den Eidgenossen zeigen, was ne Harke is!

Dankenswerterweise konnten wir nach dieser 5 stündigen Regenfahrt schon früher in “Renis Oase” einchecken und hatten dann noch einen richtig schönen Nachmittag/Abend. Sollte jemand von euch mal in der Ecke übernachten müssen, tut es bei Reni – allein schon wegen des Frühstücks am nächsten Tag!

Schatzmeister Steffi, die die finanziellen Fäden in der Hand hielt und auch so die Reiseplanung überblickte, damit ich mich auf’s Zeichnen und Biertrinken konzentrieren konnte, wollte so schnell wie möglich wieder raus aus der Schweiz. So schön wie’s dort ja ist (Kühe! Berge! Luft!), aber mit jeder Minute spürst du quasi die Löcher im Portemonnaie größer werden wie bei einem Schweizer Käse (haha!). So stand für den heutigen Tag eine Monstertour mit über 60 Kilometern bevor, die uns über Stein am Rhein (touristy but nice) hoch auf die Höri führen sollte, wo wir uns in so einem Jugenhotel eingebucht hatten. Dort war alles sehr relaxt, wir schienen die einzigen Gäste zu sein und haben uns die Tischtennisplatte nur mit füntausend Mücken teilen müssen. Der Höri Burger am frühen Abend hat dann auch die hügeligen Anstiege vergessen gemacht.

Am letzten Tag ging’s dann von der Höri runter nach Allensbach über Radolfzell. Von dort sind wir mit der Fähre auf die Halbinsel Reichenau übergesetzt, auf der das Verhältnis von Häusern zu Gewächshäusern in etwa 1:100 ist. Menschen waren auch kaum welche dort, dafür aber umso mehr Vögel. Und Vögel, die mag ich ja! Schwuppsdiwupps ging’s dann auch schon zurück nach Konstanz, wo der letzte Kraftakt darin bestand, die Räder auf’s Gleis zu tragen. Aufzüge haben die dort nämlich irgendwie nicht, was durchaus komisch ist, weil da ja viele Rentner ankommen und losradeln.

Sei’s drum, es war ein top Trip und hat sich sehr gelohnt. Das noch fehlende Stück vom ersten Tag holen wir sicher an einem anderen Wochenende nach. Jetzt leg ich aber erst mal die Beine hoch.

Wer sämtliche Zeichnungen aus meinem Skizzenbuch angucken will, kann das hier tun.